Straßen als Solaranlage: Idee mit Zukunft und Kritik
China mit Solarenergie auf neuen Wegen
China hat immer wieder mit Luftverschmutzung und CO2-Ausstoß zu kämpfen und sucht daher nach Mitteln und Wegen, die Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Eine Lösung sollen dabei Solarpaneele sein, die statt Asphalt für den Straßenbau verwendet werden. Der Clou dabei: die durch Sonnenkraft gewonnene Energie kann Straßenbeleuchtung und digitale Anzeigen direkt mit Strom versorgen. Was darüber hinaus produziert wird, geht in das örtliche Stromnetz. Sollten die Temperaturen unter Null Grad sinken oder Schnee die Straße bedecken, ist die neuartige Straße in der Lage, sich selbst zu enteisen. Zudem sind Abschnitte untereinander vernetzt, so dass sie autonomes Fahren unterstützen können.
Auch in den USA hat die Idee Freunde
Der chinesische Vorstoß ist dabei nicht das erste Vorhaben dieser Art. 2014 erhielt die Idee eines amerikanischen Ehepaars die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Sie gründeten die Firma Solar Roadways und suchten über eine Crowdfunding-Seite eine Million Dollar, um die Idee zu realisieren. Das Einnahmeziel wurde weit übertroffen, Zehntausende fanden das Ehepaar unterstützenswert. Bislang ist das Vorhaben noch beschränkt auf ein kleines Stück für Fußgänger im US-Staat Idaho. Weitere Abschnitte sind in Planung.
Mit dem Fahrrad über eine Solaranlage
Noch forscher als die beiden großen Nationen war unser kleines Nachbarland, die Niederlande. In der Nähe von Amsterdam wurde ein Hightech-Radweg über 70m installiert, der 2016 auf 100m erweitert wurde. Dieses Teilstück ist vor allem als Test angelegt, um zu ermitteln, wie viel Strom sich tatsächlich mit solchen Solarmodulen erzeugen lässt. Mittlerweile ist klar: Die Solarpaneele schafften mehr als erwartet. In ihrem ersten Jahr erzeugten sie 9.800 kWh. Zwei 4-Personen-Haushalte könnten über ein Jahr damit bereits versorgt werden.
Frankreich als Vorreiter der Solar-Straße
Die allererste Solar-Straße, die weltweit für den Autoverkehr zugänglich ist, befindet sich weder in China noch in den USA, sondern in Frankreich. In dem kleinen Ort Tourouvre au Perche in der Normandie befindet sich eine 1-km-lange Straße aus Solarmodulen, die ebenfalls die Vorteile dieser neuen Straßenfläche testen soll. Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal hat mit dem Pilotprojekt weitere größere Ziele im Sinn. Insgesamt will die französische Regierung 1000km in den kommenden Jahren auf diese Weise bebauen.
Kritik an den Solar-Straßen ist groß
Selbstenteisende Straßen, eingebaute LEDs, die Umleitungen und Gefahren direkt auf der Straße anzeigen. Wege, die die Energie produzieren, die die Elektroautos darüber mit Energie versorgen können. Dass nicht noch mehr Länder und Privatunternehmer diese Idee aufgegriffen haben, liegt vor allem an einem Nachteil, den diese Technologie mit sich bringt. Die Kosten sind im Vergleich mit dem Nutzen hoch. Das Teilstück in Frankreich kostete 5 Millionen, das Mini-Stück in den Niederlanden 3,5 Millionen Euro. Die allermeisten gängigen Solarmodule befinden sich auf Schrägdächern oder werden in einem bestimmten Winkel aufgebaut. Dieser Neigungswinkel ist von Bedeutung, will man die bestmögliche Ausbeute der Sonnenenergie. In Frankreich wird das dortige Projekt vor allem deshalb kritisiert, da die Fläche, die Dächer bereitstellen würden, bereits genügen würde. In den Niederlanden kostet eine Kilowattstunde Solarenergie 2€, mit dem eingesetzten Forschungsgeld für den Solar-Radweg könnte man also über 500.000 kWh produzieren.
Das Konzept steckt noch in den Kinderschuhen und wird in Zukunft sicher effizienter sein. Dennoch erscheint der Nutzen für unsere Breitengerade aufgrund der Sonnenposition ungünstig. Eventuell müsste man mehr mit den weiteren Vorteilen, die die Solar-Straßen mit sich bringen, argumentieren: autarke Stromversorgung der Straßen und Autos, kein Glatteis, Informationen über Gefahren in Echtzeit, usw. Aber selbst dafür müssten die Kosten erheblich sinken.
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